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Atomkraft im Kriegsfall. Unsere Atomkraftwerke in Wirkungsfeld der Strategischen Planungen
Author | Rudolf A.Schild, BUND |
6-02-0-10-01.pdf | |
Date | 1977 |
Classification | 6.02.0.10/01 (NUCLEAR TERRORISM - MILITARY ATTACKS) |
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Zur Einführung Die Situation um die Kernenergie in unserem Lande wird von Monat zu Monat verworrener. So meinte eine Bonner Zeitung: "Die allgemeine Flucht aus der Verantwortung um die Kernenergie nimmt abenteuerliche Formen an." Aber nur eine Politik, die bereit ist, Fehler zu korrigieren, nur Politiker, die beweglich handeln und ganzheitlich denken, können einen Ausweg finden. "Doch Politiker sind weniger mit der Suche nach Wahrheit, als mit dem Auffinden der für alle Bürger besten Lösungen beschäftigt. Sie sind vielmehr ständig von dem opportunistischen Gedanken getrieben, wie sie ihren Konkurrenten möglichst viele Wählerstimmen Wegfangen könnten." (FAZ 20.8.1977) In der vorliegenden Schrift hat ein mündiger Bürger einen Beitrag geleistet, den zu erbringen, Aufgabe der verantwortlichen Politiker gewesen wäre. Die Frage, welches Zerstörungspotential wir dem militärischen Gegner mit der Nuklearisierung unserer Energieerzeugung zusätzlich liefern, bedarf der Beantwortung. Sie ist eine Frage der nationalen Existenz. Nicht umsonst forderte schon vor Jahren ein bekannter Vertreter der Energiewirtschaft, H. Mandel, die internationale Ächtung von militärischen Angriffen auf Atomkraftwerke. F. Haenschke schreibt zu demselben Thema: "Es kann nicht angehen, daß wir eine kerntechnische Anlage nach der anderen in den dichtbesiedelten und hochindustriealisierten Flußtälern weithin sichtbar aufstellen, um dann vielleicht nach einigen Jahren festzustellen, daß die Bundesrepublik dadurch nunmehr verteidigungsunfähig geworden ist. .... Man mag daran denken, sich durch internationale Verträge die Unantastbarkeit der atomaren Anlagen zu garantieren, aber zählen im Krieg Verträge?" Auch C.F. von Weizsäcker empfiehlt nachdrücklich, die Verträglichkeit der Errichtung zahlreicher Reaktoren mit unserer militärischen Strategie zu überprüfen. Der Bundesminister der Verteidigung meint in einer privaten Stellungnahme hierzu beruhigend: "Wenn es auch wenig wahrscheinlich ist, daß ein möglicher Aggressor Kernkraftwerke als militärisch vorrangige Ziele betrachtet, so muß man doch davon ausgehen, daß es möglich ist, Kernkraftwerke so zu zerstören, daß der Austritt radioaktiven Materials nicht zu verhindern ist. Diese Konsequenz allein ist nach Auffassung der Bundesregierung schon Anlaß genug, um ähnliche Überlegungen anzustellen, wie sie hinsichtlich notwendiger Sicherheitsvorkehrungen gegen ebenfalls nicht auszuschließende Flugzeugabstürze im Frieden gelten. Eine solche Zerstörung eines Kernkraftwerkes hätte jedoch für die militärische Führung keinen entscheidenden Einfluß auf die Auftragserfüllung, da die Streitkräfte in Ausbildung und Ausstattung ohnehin auf Bewegungen in verstrahlten Gebieten eingestellt sind. Nach unserer Auffassung und nach Auffassung unserer Partnerstaaten wäre somit die Implementierung der Strategie auch bei einer Zerstörung von Kernkraftwerken in keiner Weise gefährdet."